Noam, du hast dir vergangenen Sommer mit dem Wechsel zum französischen Spitzenclub HBC Nantes einen grossen Traum erfüllt. Herzlichen Glückwunsch! Wie hast du dich dort eingelebt? Fühlst du dich wohl?
Ich fühle mich extrem wohl hier in Nantes, die Mannschaft ist top, die Mitspieler sind wirklich toll. Von Anfang an haben sie mich wie einen von ihnen aufgenommen – ab dem ersten Tag. Die Stadt ist gemütlich und die Möglichkeit, gegen die besten Mannschaften der Welt spielen zu können, ist einfach ein Traum. Ich geniesse das jeden Tag in voller Länge. Auch in der Sprache bin ich von Anfang an angekommen. Französisch zu sprechen ist kein Problem und es macht sogar richtig viel Spass, jeden Tag Französisch zu hören und zu sprechen. Es ist jetzt völlig normal für mich und ich mache es sogar mittlerweile lieber als Schweizerdeutsch zu sprechen. Darum: Ich fühle mich extrem wohl und, wie gesagt, jeder Tag ist wirklich eine riesige Freude und ein Traum in Nantes spielen zu können.
Jetzt kommst du für den 51. Yellow Cup zum ersten Mal nach deinem Wechsel ins Ausland wieder an deine alte Wirkungsstätte zurück. Wie fühlt sich das für dich an? Freust du dich wieder einmal vor deinem ehemaligen Heimpublikum aufzulaufen?
Natürlich freue ich mich wieder zurückzukommen und wieder in der AXA Arena spielen zu können. Ich habe in dieser Halle viel erlebt und freue mich jetzt auch mit der Nati wieder dort auflaufen zu können. Ich habe noch eine Rechnung offen vom letzten Mal, als ich mit der Nati dort gespielt habe (Spiel um die WM-Qualifikation gegen Slowenien), darum wird das sicher toll. Jedes Mal mit der Nati auflaufen zu können, ist sowieso eine Ehre und macht Spass. Und darum freue ich mich natürlich auch vor Heimpublikum und in der AXA Arena das machen zu können.
Aus der Zeit bei Pfadi Winterthur wissen wir, dass du – wenn du mal nicht auf Linksaussen spielst – auf dem rechten Flügel plötzlich wie ein kompletter Linkshänder spielen kannst. Wie ist das gekommen? Und konntest du diese Fähigkeiten auch schon beim HBC Nantes zeigen?
Ja, das mit Rechtsaussen hat sich in Nantes nicht durchgesetzt. Das war ein Projekt, welches in Absprache mit Goran Cvetkovic, Coach von Pfadi Winterthur, damals abgesprochen war. Und dieses Projekt ist immer noch im Hinterkopf, das ist immer noch in Arbeit und wer weiss, vielleicht in zwei, drei, vier Jahren dann, wenn es soweit ist, werde ich dies auch im Spiel brauchen. Aber jetzt im Moment bin ich Linksaussen und das ist auch ganz okay so. Falls die Zeit dann irgendwann wieder kommen wird, in welcher ich meine linke Hand brauchen kann, dann werde ich ready sein.
Jannis, bei deinem damals ersten Länderspiel am Yellow Cup kam es zu einem Fauxpas des Speakers, der bei einer deiner Paraden versehentlich einen falschen Namen sagte. So gleich sprang Nikola Portner auf und korrigierte „Jannis Scheidiger, ersts Länderspiul!". Unterdessen hast du schon ein paar Spiele mit der Nati erleben dürfen. Wie fühlt sich das an und wie ist es mit Nikola das Torhüter-Duo zu stellen?
Ich erinnere mich sehr gerne an mein erstes Länderspiel am Yellow Cup gegen Japan zurück. Das war für mich ein unglaublich schönes Gefühl und definitiv ein Meilenstein in meiner noch jungen Karriere. Ich kann mich auch noch gut an diese Situation mit dem Hallenspeaker erinnern und fand es eine extrem schöne Geste von Nikola, dass er diesen auf seinen Fehler hinwies. Für mich ist es jedes Mal aufs Neue etwas Einzigartiges, das Trikot der Nationalmannschaft mit meinem Namen darauf anzuziehen und für mein Land spielen zu dürfen. Das ist mir eine riesengrosse Ehre und macht unheimlich viel Spass. Die Zusammenarbeit mit Nikola ist hervorragend. Wir verstehen uns sehr gut und ich kann noch so viel von ihm lernen. Ich bin froh, dass er nach seiner Absenz in den WM-Playoffs gegen Slowenien nun wieder Teil der Mannschaft sein kann.
Torhütern wird oft nachgesagt, dass sie etwas verrückt und spezielle Charaktere sind. Würdest du sagen, das trifft auf dich zu? Wie würdest du dich beschreiben, was zeichnet dich aus?
Ein wenig verrückt muss man schon sein, um sich diesen Würfen in den Weg zu stellen, da bin ich mir sicher. Ansonsten würde ich von mir behaupten, dass ich ein sehr ruhiger und aufmerksamer Mensch bin. Ich arbeite sehr konzentriert und professionell und versuche tagtäglich mein Bestes zu geben und der Mannschaft zu helfen. Ich bin nicht sehr extrovertiert, versuche das aber auch immer mehr auf dem Spielfeld abzulegen und die ein oder anderen Emotionen zu zeigen.
Am kommenden Yellow Cup holt ihr euch mit der Nati den letzten Schliff für die Weltmeisterschaft in Dänemark, Norwegen und Kroatien. Wie bereitest du dich mental auf dieses weitere Karrierehighlight vor? Hast du spezielle Rituale vor (besonders wichtigen) Spielen?
Die Vorfreude auf diese Weltmeisterschaft ist natürlich riesig. Ich werde versuchen diese Spiele so anzugehen wie jedes andere Spiel. Von der Videoanalyse mit unserem Goalietrainer Miloš, der Vorbereitung im Training, über die Aktivierung am Spieltag und das WarmUp vor dem Match. Das sind für mich alles gewohnte Abläufe und Rituale, die ich versuchen werde, so umzusetzen wie immer, um optimal für diese WM-Spiele vorbereitet zu sein. Und am Ende geht es dann auch darum, dieses Handball-Highlight zu geniessen.
Felix, du wurdest nach deinem Durchbruch 2023 zum Newcomer des Jahres ernannt und seit da geht's für dich weiterhin steil aufwärts. Mittlerweile ziehst du die Fäden im Rückraum bei deinem Verein BSV Bern und ihr seid stark in die aktuelle Saison gestartet. Wie ist das für dich? Wie gehst du in deinen jungen Jahren mit der bereits grossen Verantwortung um?
Wir hatten einen super Start bis jetzt, wir sind wirklich zufrieden. Es macht extrem Spass in dieser Mannschaft, wir haben eine gute Teamchemie und wir haben es sehr gut zusammen. Wir haben viel Spass auf dem Feld. Ich glaube, das sieht man auch, dass wir es wirklich geniessen miteinander auf der Platte zu sein. Spass am Handball – Ich glaube, das führt dann natürlich auch dazu, dass ich diese Verantwortung gerne übernehme. Ich habe gerne Verantwortung, das suche ich eigentlich immer ein wenig in einer Mannschaft. Ich habe gerne Kontrolle über das Spiel und darum mache ich das sehr gerne.
In der Zwischenzeit gehörst du auch in der Nationalmannschaft bereits zum fixen Bestandteil. Wie ist die Rollenverteilung da innerhalb des Teams? In welcher Rolle siehst du dich selbst?
Meine Rolle in der Nati ist sicher eine Spezielle. Ich darf noch extrem viel lernen und profitieren. Ich darf aus diesen Spielen vor allem einfach extrem viel mitnehmen, aber gleichzeitig habe ich auch schon extrem viel Vertrauen bekommen und auch ein wenig Verantwortung, was die Defense und auch den Angriff anbelangt. Ich durfte viel spielen in den letzten Spielen und durfte schon Vertrauen geniessen. Auch das ist sehr cool und macht viel Spass.
Wie prägt dich die Zeit in der Nationalmannschaft unter Andy Schmid? Was nimmst du als Spielemacher im taktischen/mentalen Bereich mit?
Sicher extrem viel – diese Natizusammenzüge sind immer sehr lehrreich. Mental ist sicher ein gewisses Selbstvertrauen zu pflegen, dass man nicht unter der Ehrfurcht leidet, sondern Selbstvertrauen auf der Platte hat, egal gegen wen man gerade auf dem Feld steht. Dass man dort wirklich an sich selbst und die eigenen Fähigkeiten glaubt. Ich glaube, das ist etwas, was Andy verkörpert und uns weitergeben möchte. Das nehme ich auch von jedem Spiel mit. Taktisch kann man von Andy natürlich immer extrem viel lernen. Es gibt unzählig viele Situationen, welche man mit ihm anschauen kann: Extrem im Detail, wie gewisse Situationen auseinandergenommen und nachher besprochen werden. Das ist auf einem sehr hohen Niveau und das ist sicher etwas, was ich von der Nationalmannschaft allgemein, aber sicher von Andy persönlich mitnehme.
Zu guter Letzt: Wie steht es um deine handballerische Zukunft? Welche Träume und/oder Ziele möchtest du dir diesbezüglich erfüllen bzw. erreichen?
Auf jeden Fall möchte ich ins Ausland, das war schon immer mein Ziel. Ich möchte auf dem höchsten Niveau Handball spielen und irgendwann die Rolle einnehmen, die ich aktuell beim BSV habe. Wann das genau passieren wird, wird sich zeigen. Ich habe noch einen Vertrag beim BSV bis 2026 und bin natürlich am Schauen, aber da ist noch relativ viel offen, wie das dann aussieht. Und solange nichts passiert beim BSV, gebe ich dort weiterhin Gas. Aber der Traum bleibt, diese Rolle, die ich jetzt habe, auch im Ausland verkörpern zu können.